- Eine Märchenfee als Hochzeitsgabe - Die wunderbare Welt der Ulla Konold
- Barbara Bredow - Marlen News 7/05
- Eine Märchenfee als Hochzeitsgabe
Die wunderbare Welt der Ulla Konold
Wenn Ulla Konold erzählt, gestalten ihre Hände dazu quasi die zweite Stimme. Sie spricht und zeichnet dabei goldglänzende Schlösser und dunkle Wälder, Rieden und Zwerge, Berger und Täler, Prinzessinnen und Drachen. Wer sie einmal Märchen hart erzählen sehen,(nein, nicht nur hören, wirklich nicht!) der weiß wovon die Rede ist.
Da berichtet eine Frau, die sich die Märchen, wie sie selbst sagt, in einem langen Prozess des Kennen-Lernens "anverwandelt", mit leuchtenden Augen von Erfahrungen und Wandlungen und formt aus der Weisheit der Märchen ein Stück Welt für den Alltag.
"Von dir geht man viel liebevoller nach Hause, als man gekommen ist" hat ihr einmal ein Kind gesagt. Ihre Augen leuchten, als sie das erzählt und wirklich - besser als dieses Kind könnte sie selbst nicht formulieren, was sie in Märchenworten weitergeben möchte: Trost, therapeutischen Denkanstoß und kluge Lebenshilfe in starken Bildern.
Aufgewachsen in der Welt der Gebrüder Grimm (gleich zwei liebevolle Großmütter erzählten ihr) fand sie schon früh dort die Antworten auf alles, was sie bewegte. Das Gefühl, in die Natur eingebunden zu sein als Teil eines großen, sinnvollen Ganzen und die Fähigkeit, Träume und Realität ihrer Mitmenschen zu sehen, bezog sie aus der spirituellen Weisheit der Märchen. Märchen seien seelische Nahrung, sagt sie, nicht nur für Kinder, nein auch für uns "Große", die wir wieder zuhören lernen wollen. Wie "lernt" sie ihre Märchen, um sie so überzeugend zu erzählen? Die Antwort kommt entschieden und energisch: Man kann Märchen nicht lernen, man muss sie erst verinnerlichen, zu eigen machen.
Ulla Konold wählt dazu die Technik des Aufschreibens (die erste Fassung sogar mit der Hand), um sich den Wortlaut "zurecht zu legen". Eingeweihte, so sagt sie lachend, können sie alsdann im Günthersbühler Wald deklamieren hören. ( Wo, wird nicht verraten...). Der Text ist festgelegt und dennoch kann das "Wie" des Erzählens so variieren, dass Zuhörer schon mal glaubten, nicht das gleiche Märchen gehört zu haben. Sie wechselt Betonung und Intensität, lässt ihr Publikum nicht aus den Augen, passt sich den Reaktionen an - wie es ein guter Erzähler eben tut.
Jeder Zuhörer ist ihr gleich wichtig, am liebsten würde sie wahrscheinlich jeden einzeln auf die goldene Brücke der Erkenntnis führen. In dem Wissen, dass in uns selbst alle Möglichkeiten zum Guten und zum Bösen schlummern, führt sie uns liebevoll in den lebendig gestalteten Märchenbildern von Hexe und Königin, Drache und Findelkind einen heilsamen Spiegel vor Augen. Die Beschäftigung mit den schönsten Liebesgeschichten der Welt (und in fast allen Märchen wird die wahre und richtige Liebe gesucht) brachte sie auf eine besonders hübsche Idee: Mann kann Ulla Konold als "Hochzeitsgeschenk" buchen. Das muss nicht unbedingt die erst, die "grüne" Hochzeit sein. Auch erfahrenere Paare dürften ihre Freude haben an einer zauberhaft gestalteten Märchen-Stunde (deren äußere Gestaltung individuell zu bestellen ist), die ihnen zeigt (oder bestätigt), dass die Wege der Liebe nicht nur über rosarote Wolken führen, sondern auch über raue Pfade und durch dunkle Täler: Der Sieg der Liebe will allemal errungen sein! Aber - und das ist das Schöne an den Märchen: Die Liebe gewinnt am Ende immer. Sagen Sie jetzt bitte nicht, das sei eben nur im Märchen so! Siege dauern in der Realität nur manchmal etwas länger und sind vielleicht auch weniger spektakulär.
Längst sind es nicht mehr nur die Brüder Grimm oder die anderen bekannten Märchen, die die wunderbare Welt der Ulla Konold gestalten: Alle Kulturkreise haben mittlerweile in Buchform Einzug gehalten in die Rückersdorfer Bibliothek. Freilich ist die Mutter zweier fast erwachsenen Söhne als Ehefrau des Staatstheaterintendanten Dr. Wulf Konold daneben in vielerlei Pflichten eingebunden. Und so besteht ihr Tag aus Timing, Disziplin, dem Setzen von Prioritäten. "Aber", lacht die studierte Germanistin und Theaterpädagogin "so ist das Leben eben!" Kraft dazu findet sie in bewusst gesuchter Abgeschiedenheit, in der Natur und in der Liebe zu ihrer Familie. Und - sie erraten es schon: In der Arbeit am Märchen.
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